Loslassen bringt Frieden
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19. März 2021Die meisten Menschen verbinden Wut und Aggression mit etwas Schlechtem. Doch dabei übersehen sie etwas Wichtiges: Diese beiden Gefühle lassen ungeahnte Kräfte freiwerden – und diese Kräfte kann man für sich ganz gezielt nutzen.
Die Zwecklosigkeit der Unterdrückung
Das Frühjahr ist gemäß der 5-Elemente-Lehre der TCM die „HOLZ“-Zeit. Das Holz-Element steht u.a. für Neubeginn, die frühe Tageszeit und auch ungebändigte Kraft. Es ist die Kraft der Pflanze, die sich unter widrigsten Umständen den Weg ans Tageslicht bahnt. Eine der Emotionen der Holz-Energie ist die blinde Wut, auch Zorn oder Aggression.
Es kommt also nicht von Ungefähr, warum junge Menschen oft mehr Wut und Aggression entwickeln, als alte. Und dass diese Emotionen zu gewissen Jahreszeiten vermehrt auftreten.
Wie es allen Gefühlen eigen ist, lassen sie sich nicht kontrollieren. Sie kommen ungefragt, ungewollt, ohne dass wir sie im ersten Moment beeinflussen können. Man kann sie für eine Weile „hinunter schlucken“, das funktioniert aber meist nicht lange. Während der eine Magenschmerzen bekommt und der andere immer mehr verbittert wird, „explodiert“ ein anderer in Sekundenschnelle beim kleinsten Auslöser. Für das Umfeld ist dies oft schwer nachvollziehbar und vor allem ist es anstrengend, damit umzugehen.
Akzeptanz – ein erster Schritt
In unserer westlichen Welt neigen wir dazu, unangenehme Emotionen „weghaben“ zu wollen. Wir möchten am Liebsten immer glücklich, zufrieden und ausgeglichen sein. Das ist unrealistisch und unpraktikabel. Allein der Versuch kostet unglaublich Energie, die wir besser in andere Bemühungen stecken können.
Gerade wenn es um Gefühle der Kategorie „Wut“ (Zorn, Aggression…) geht, kennt jeder einen einfachen Trick, diese unglaubliche Kraft umzuwandeln. „Erst langsam bis 10 zählen und tief durchatmen“ ist ein Tipp, den viele schon einmal gehört und angewendet haben, wenn Wut hochkommt. Und es gibt noch einige mehr. Zum Beispiel Holz hacken, putzen – Auto, Fenster, Schreibtisch – es gibt immer etwas zu putzen;-)
Sich abzulenken ist hier die Devise. Akzeptieren Sie, dass Sie gerade wütend werden – warum ist erst einmal egal – und nehmen Sie diese Energie, um etwas Produktives zu tun. Denn so wenig Sie Ihre Gefühle kontrollieren können – Ihr Handeln ist absolut unter Ihrer Kontrolle!
Gefühle hinterfragen
Gehören wir nicht zu jenen Charakteren, die sehr leicht aufbrausen – sogenannten Cholerikern – gibt es oft genug gute Gründe, warum wir wütend werden. Stärke und Häufigkeit von Gefühlen wie Wut zeigen uns, dass etwas nicht in Ordnung ist.
Spätestens wenn Sie jeden Tag „Holz hacken“ müssten, sollten Sie in sich gehen und nachforschen, was der Grund für Ihre Instabilität ist. Oftmals gibt es ja konkrete Auslöser für Ihre Wut. Etwas, das Sie schwer beeinflussen können, das Sie ohnmächtig oder Ihnen Angst macht.
Von der Wut zur Kraft
Möglicherweise kommt in Ihnen beim Erforschen Ihrer Wut ein Gefühl der Hilflosigkeit hoch. Das Gefühl, ausgeliefert zu sein, keinen Einfluss auf das Geschehen oder die Person(en) zu haben, die Auslöser Ihrer Attacken sind. Aber – stimmt das wirklich? Oft sind wir gefangen in Vorstellungen, die von der Realität abweichen. Fühlen uns als Opfer, weil wir nicht sehen können, wo unser objektiver Anteil an der Situation ist.
Hier kann es ungemein hilfreich sein, sich einmal die Frage zu stellen: „Welche Schwierigkeiten, Umstände bereite ich in der Situation? Wo bin ich für mein Gegenüber unbequem, lästig…?“ Also sich ein wenig aus der Perspektive des Anderen zu betrachten. Vielleicht verstehen Sie plötzlich, warum sich eine Situation regelmäßig wiederholt, warum jemand so reagiert, dass Sie wütend werden.
Stellen Sie sich die Frage ernsthaft, ohne moralische oder ethische Beurteilungen damit zu verbinden („Ich war schuld…“), kann ein tiefes Verständnis entstehen. Sowohl für Ihre eigene Reaktion, als auch für das Verhalten der beteiligten Person oder die Unausweichlichkeit der auslösenden Situation.
Gewöhnen Sie sich diese objektive Sichtweise auf den eigenen Anteil an den Auslösern Ihrer Emotionen an, kommen Sie unweigerlich aus der Opfer-Rolle heraus. Damit kann sich auch tiefe Dankbarkeit für positive Erlebnisse einstellen und Sie spüren wieder Kraft und innere Ausgeglichenheit.