Die Angst vor Veränderung – Chance und Wegweiser in jeglicher Hinsicht
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5. Oktober 2020oder „vom anderen Umgang mit moderner Kommunikationstechnik“
Unsere moderne Technik macht es möglich, dass wir immer und überall ständig erreichbar sind. Welche Auswirkungen das auf uns hat, zeigen die stetig steigenden Zahlen von Burnout, Depression und anderen psychischen und physischen Erkrankungen. Wie Sie die dahinterliegende Automatik unterbrechen, sich ihr verweigern können, lesen Sie hier…
Die Automatik des sofortigen Handelns
Gestern Abend, Sonntag um kurz vor 20 Uhr, fiel es mir noch ein, meiner Homepage Administratorin eine E-Mail zu schicken: Das System hatte gemeldet, die Homepage könnte verbessert werden und ich fragte, ob sie sich darum kümmern könnte. 3 Minuten später hatte ich die Antwort – sie würde sich gleich morgen darum kümmern…
Ich war wirklich verblüfft. Weder hatte ich daran gedacht, dass sie die Mail sofort lesen würde und vor allem hatte ich nicht so schnell eine Antwort erwartet. Gleichzeitig kam ein Gedanke in mir auf: Hatte ich sie mit der Mail um kurz vor 8 Uhr abends und das am Sonntag belästigt? Nur, weil ich just in diesem Moment die Idee hatte, einen neuen Blog zu schreiben und mir diese Nachricht unterkam, es gäbe etwas zu verbessern? Hätte ich nicht warten können bis zum nächsten Tag, um ihr die Nachricht zu schreiben?
Mich kennend weiß ich, dass ich die Nachricht wohl erst Tage, wenn nicht Wochen später geschrieben hätte, hätte ich in dem Moment daran gedacht, dass meine E-Mail Dank der modernen Technik sofort beim Empfänger auf einem Mobilgerät landen kann und damit wohl auch sofort gelesen wird. Am nächsten Tag hätte ich wohl nicht mehr daran gedacht oder nicht die Zeit gefunden.
Was also tun, um niemanden zu unpassender Zeit mit Nachrichten zu belästigen und trotzdem nichts zu vergessen? Und was tun, um nicht selbst in den Teufelskreis der ständigen Erreichbarkeit, des sofort handeln zu wollen und der damit einhergehenden Überforderung zu geraten?
Moderne Technik richtig nutzen
Im Grunde ist es ganz einfach, niemanden zu unpassenden Zeiten mit Mitteilungen zu traktieren. Unsere moderne Technik hat auch dafür Hilfsmittel. So muss eine geschriebene E-Mail ja nicht sofort abgeschickt werden. Sie kann ohne großen Aufwand als „Entwurf“ gespeichert werden und ist dort – zumindest in meinem System – gut erkennbar, weil fett markiert. Nachdem ich jeden Tag in diesem System bin, kann ich so auch nicht vergessen, den Entwurf zu passender Zeit abzuschicken. Ich habe sogar die Möglichkeit, den Versand der Mail zu bestimmen mit Datum und Uhrzeit – ich brauche also nur daran zu denken und eben nicht automatisch immer gleich auf den „Senden„-Knopf zu klicken.
Schwieriger wird es da schon mit dem Mobiltelefon. Eine dort getippte Nachricht nicht sofort abzuschicken erfordert weitaus mehr Achtsamkeit. Die Frage ist doch: Muss ich immer sofort auf erhaltene Mitteilungen antworten? Ja, muss ich sie überhaupt immer sofort lesen? Selbst im Berufsleben ist es nicht immer möglich, sofort eine Lösung, eine Antwort parat zu haben. Und ist es wirklich nötig, immer das letzte Wort oder Smiley zu haben? Auf ein kurzes „Danke“ und einem „Bitte“ (letzteres ist m.E. schon unnötig) noch Daumen hoch und diverse Icons hin und her zu schicken ist für mich unnötige Zeitverschwendung.
Im Flugmodus „herunterfahren“
Moderne Mobiltelefone besitzen eine wunderbare Funktion, die sich nicht nur für das nutzen lässt, was der Name vorgibt: den Flugmodus. Dieser Modus hat einige Vorteile, die auch im Alltag von Vorteil sind:
- Er spart Energie: Da keine Daten übertragen werden, wird der Akku viel langsamer leer. Schalte ich am Wochenende z.B. mein Handy auf Flugmodus und schalte nur gelegentlich um (so 3 – 5 Mal), brauche ich es erst nach 2 – 3 Tagen wieder an die Ladestation hängen.
- Er entspannt: Bin ich in einem wichtigen Gespräch, von dem ich weiß, dass es länger dauert, kann ich mich entspannter diesem Gespräch widmen, wenn ich vor dem Gespräch in den Flugmodus schalte. Ich weiß, dass ich in dieser Zeit nicht erreichbar bin. Außerdem gibt es meinem Gesprächspartner die Sicherheit meiner vollen Aufmerksamkeit – ein schönes Geschenk an Menschen, die einem wichtig sind.
- Er senkt unseren Stresslevel: Erlaube ich mir, zu bestimmten Zeiten dank Flugmodus nicht erreichbar zu sein, kann ich mich der Aufgabe – oder der Pause – voll und ganz widmen und sie entspannter erledigen, bzw. genießen. Die Angst, etwas Wichtiges zu versäumen, brauche ich nicht zu haben. Das Gerät zeigt mir nach dem Entfernen des Flugmodus an, wer mich erreichen wollte.
Verweigerung will gelernt sein
Der Umgang mit den modernen Medien, vor allem dem Mobiltelefon, ist heutzutage selbstverständlich geworden. Die wenigsten unter 70 Jährigen (geschätzt;-)) können sich noch vorstellen, ohne Handy auszukommen. Sie empfinden es als Kontrollverlust oder fühlen sich ausgeschlossen, wenn sie es nicht ständig eingeschaltet am Körper tragen. Und natürlich ist es für viele auch nicht möglich, längere Zeit darauf zu verzichten, weil es ihr Beruf erfordert, erreichbar zu sein.
Und doch hat jeder von uns das Recht, auch einmal – und sei es nur für kurze Zeit – ungestört zu sein. Sie müssen es nur ausprobieren. Schalten Sie Ihr Mobiltelefon aus (oder in den Flugmodus) wenn Sie z.B. gerade essen, mit Ihrer Familie ein Spiel spielen, einen netten Abend mit der Freundin verbringen wollen, jeden Abend von 18 – 20 Uhr und so weiter. Suchen Sie sich die für Sie passende Zeit und Gelegenheit aus, in der Sie wirklich offline sind. Das mag sich anfangs ungewohnt oder gar beängstigend anfühlen, vielleicht aber auch neu und aufregend – versuchen Sie es!
Übrigens: Spätestens vor dem Zubettgehen sollten Sie ES ausschalten – Ihrer Gesundheit zuliebe.